Parenterale Ernährung

Parenterale Ernährung = Ernährung per Infusion direkt in die Blutbahn z.B. über einen Port-Katheter.

Parenteral heißt übersetzt „unter Umgehung des Darms“ und so läuft auch diese Form der Ernährungstherapie ab: 

Die Nährstoffe werden über eine Infusion direkt in die Blutbahn gebracht – ohne Beteiligung des Magen-Darm-Trakts.

Parenterale Ernährung kann sowohl in der Klinik als auch in einer Heimbetreuung oder im häuslichen Umfeld erfolgen. Es gibt tragbare Systeme, bei denen eine Pumpe und der Infusionsbeutel in einem Rucksack getragen werden, so dass Sie auch bei längerer Laufzeit mobil bleiben können. Dies ist ein hoher Gewinn an Lebensqualität.

Enterale und parenterale Ernährung schließen sich nicht aus, sie können sich vielmehr ergänzen. Reicht die enterale Energiezufuhr nicht aus, oder vertragen Sie keine oder nur wenig Nahrung über den Magen-Darm-Trakt, kann eine zusätzliche parenterale Ernährung Ihre Versorgungssituation entlasten bzw. sicherstellen. Dabei gilt: Wann immer möglich sollte enteral ernährt werden, schon um die Funktionen des Magen-Darm-Trakts zu erhalten. Wenn Sie parenteral ernährt werden, sollten Sie daher - wenn es geht - neben den Infusionen weiter essen und trinken, auch wenn dies nur noch in begrenztem Umfang möglich ist.

Parenterale Ernährungstherapie sollte Leitlinien-konform durchgeführt werden. 
Das heißt, sie soll dem aktuellen Therapiestandard folgen. 
Die Leitlinien sind Therapieempfehlungen, die von einer Gruppe von Experten festgelegt werden. 
Behandlungen, die in die Leitlinien aufgenommen werden, sind dokumentiert und auf ihre Qualität geprüft.

Ablauf

Hat Ihr Arzt Ihnen eine parenterale Ernährung verschrieben, so wird für Sie ein individueller Infusionsplan erstellt, der auf Ihren täglichen Nährstoffbedarf zugeschnitten ist. 
Eine parenterale Lösung enthält neben Wasser alle lebenswichtigen Nährstoffe, die der Mensch benötigt: Eiweiß (in Form von Aminosäuren), Kohlenhydrate, Fette, Elektrolyte (Mineralstoffe), Vitamine und Spurenelemente.

Um die Versorgung zu Hause oder im Heim so sicher wie möglich zu halten, und die Gefahr einer Verunreinigung durch Keime zu reduzieren, wurden sogenannte „All-in-One“-Lösungen entwickelt. 
Das sind Mischinfusionen, bei denen alle lebensnotwendigen Makronährstoffe (Zucker, Eiweiß, Fett) in einen Beutel zusammen gemischt werden. Vitamine und Spurenelemente fügt man täglich vor der Verabreichung hinzu, damit deren Wirkung nicht verloren geht. 
Der Vorteil dieses Systems: 
Sie müssen nur eine Infusion laufen lassen, statt mehrerer parallel oder hintereinander.

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Das bringt Ihnen zum einen Sicherheitsgewinn in Bezug auf die Hygiene, zum anderen aber auch einen Gewinn an Bewegungsfreiheit und Zeit.
Im Normalfall erhalten Sie täglich einen Infusionsbeutel. 
Auch ein paar Tage Infusionspause sind möglich, wenn Ihre Situation dies zulässt.
Der Infusionsbeutel wird über ein Leitungssystem an Ihren Port angeschlossen.
Für eine Infusion wird eine sehr dünne Spezialnadel durch die Haut in den Port gelegt.
Jetzt kann die parenterale Lösung über das Infusions- und das Portsystem in ein Blutgefäß laufen.
So erhalten Sie alle Nährstoffe, die Ihr Körper braucht. 

Pumpe

Parenterale Nahrung benötigt in der Regel eine Laufzeit von 12 bis 24 Stunden. 
So hat Ihr Körper genug Zeit, die Nährstoffe zu verwerten. 
Schnellere Laufzeiten können den Körper überfordern und Ihnen Beschwerden machen. 

Für die Infusion kann eine Pumpe genutzt werden, oder die Lösung fließt allein durch die Schwerkraft in Ihre Vene.

Eine Pumpe bietet den Vorteil, dass die parenterale Ernährung gesteuert und kontrolliert gegeben werden kann. Die Dosierung ist genauer, was die Verträglichkeit erhöht. 
Die Infusions-Pumpe ist in der Regel sehr einfach zu bedienen. Die langsame Flussrate ist wichtig, denn nur so können Sie die Nahrung gut vertragen und die Nährstoffe optimal aufnehmen. 

Die Flussgeschwindigkeit richtet sich nach der von Ihnen benötigten Menge und wird an Ihr Körpergewicht angepasst. Unverträglichkeiten wie Durchfall und Übelkeit können umgekehrt ein Hinweis dafür sein, dass die Lauf-Geschwindigkeit zu hoch ist und nachreguliert werden sollte.

parenterale Ernährung qualifizierter Pflegedienst

Wenn Sie eine parenterale Ernährungstherapie erhalten, steht Ihnen ein ganzes Team an Spezialisten zur Seite. 
Jeder Schritt Ihrer Ernährungstherapie wird dokumentiert, damit jederzeit alle Beteiligten der Pflege einen Überblick über Ihren Zustand erhalten. Ein Homecare-Unternehmen oder ein für parenterale Ernährung qualifizierter Pflegedienst Ihrer Wahl steht Ihnen zur Seite. 
Er hat eine 24-stündige Rufbereitschaft und unterstützt Sie jederzeit gerne.

Aufbau-Infusion

Parenterale Ernährung versorgt Sie vorübergehend mit allen Nährstoffen, die Sie brauchen, bis Sie wieder selbstständig und auf normalem Wege essen können.
Der Gedanke an eine sog. „künstliche Ernährung“ macht Ihnen vielleicht Angst.
Vielleicht gefällt Ihnen der Gedanke an eine „Aufbau-Infusion“ besser. 
Denn im Grunde genommen ist es genau das. Eine Infusion mit allen Nährstoffen und Vitaminen, die Ihr Körper jetzt so nötig braucht.

Peripher und zentral venös

Peripher und zentral venös

Ein periphervenöser Zugang wird meist über eine kleine Vene im Unterarmbereich gelegt. 
Er ist vor allem für die kurzzeitige parenterale Ernährung sinnvoll, zum Beispiel vor oder nach Operationen. Dieser Zugang kann nur für bestimmte Arten von Infusionen und nur für eine begrenzte Dauer verwendet werden.

Patient mit Port-Kathetersystem

In diesem Fall wird z.B. ein sogenanntes Portsystem implantiert. 
Der Port ist eine kleine Kammer aus Kunststoff oder Titan, die etwa so groß wie eine 1-Euro-Münze ist. Er wird meist unterhalb des Schlüsselbeins unter die Haut gebracht. Der Port ermöglicht einen direkten Zugang zu einem größeren, herznahen Blutgefäß.
Patienten, die eine Chemotherapie per Infusion bekommen, haben meist dafür schon ein Port-Kathetersystem. Dieses kann dann auch für die parenterale Ernährung genutzt werden.

Komplikationen

Wie bei jeder Therapie, kann es auch bei der parenteralen Ernährung zu Komplikationen kommen.

Achten Sie besonders auf folgende Beschwerden:

  • Schwellung, Rötung und Schmerzen im Bereich des Portsystems
  • Fieber und Schüttelfrost
  • Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen

In diesen Fällen nehmen Sie bitte umgehend Kontakt zu Ihrem Arzt, Homecare-Dienstleister oder der Pflegekraft auf!

Duschen und Baden

Selbstverständlich können Sie bei parenteraler Ernährung in den infusionsfreien Zeiten auch duschen.

Es gibt spezielle Transparentverbände, die verhindern, dass die Portstelle nass wird.